Seit einigen Jahren ist es vieldiskutiert, ob Getreide Teil der Hundeernährung sein sollte oder ob Hundebesitzer lieber auf getreidefreies Hundefutter zurückgreifen sollten. Die Wissenschaft hat in Studien keine Erkenntnisse darüber gewonnen, dass Hundefutter getreidefrei sein sollte. Doch warum sind so viele Hundehalter überzeugt, dass Getreide für Hunde schädlich ist?
Was ist getreidefreies Hundefutter?
Getreidefreies Hundefutter bezeichnet Hundefutter, welches auf Getreide in der Zusammensetzung verzichtet. Die am häufigsten in Hundefutter verarbeiteten Getreidesorten sind Reis, Mais, Hafer und Weizen. Aber auch Hirse, Gerste oder Roggen zählen zu Getreidesorten und sind teilweise in Hundefutter verarbeitet.
3 verbreitete Argumente für getreidefreies Hundefutter
Doch warum besteht die weitverbreitete Meinung, dass Hunde unbedingt getreidefrei ernährt werden sollten? Hier halten sich einige Annahmen standhaft, die wissenschaftlich jedoch bisher nicht nachgewiesen werden konnten.
Getreide löst Allergien aus
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Getreide ist unnatürlich für den Hund und kann nicht verwertet werden
Was hier außer Acht gerät, ist die Entwicklung und biologische Evolution des Hundes. Auch wenn der Hund vom Wolf abstammt, lebt er seit über 25.000 Jahren mit dem Menschen zusammen und hat sich so auf natürlichem, biologischen Wege angepasst. Diese Anpassung über Jahre äußert sich nicht nur im äußeren Erscheinungsbild wie in Fell, Körperstatur und Gebiss sondern auch in inneren Veränderungen und angepasstem Sozialverhalten. Statt über Stunden im Rudel zu jagen, ruht sich der Hund aus und weiß, dass er in der Nähe des Menschen an Nahrung herankommt. Im Zuge der Entwicklung hat sich außerdem der Verdauungstrakt des Hundes so verändert, dass auch Kohlenhydrate wie Getreide verwertet und verdaut werden können und als Energiequelle genutzt werden können. Somit hat der Hund - innerlich wie äußerlich - über die Jahre eine ähnliche Entwicklung wie wir Menschen hinter sich. Denn auch wenn wir vom Schimpansen abstammen, so sieht unser Ernährungsverhalten doch ganz anders aus als das der schwarzen Riesen.
Getreide ist ein billiger Füllstoff im Hundefutter
Für eine naturnahe Ernährungslösung außerhalb des Kochens/ Barfens ist vielmehr kaltgepresstes Hundefutter zu empfehlen.
Studien zeigen: Getreide im Hundefutter ist nicht schädlich
Um den vielen Beiträgen im Internet rund um getreidefreies Hundefutter eine wissenschaftliche Note zu erteilen, möchten wir im Folgenden exemplarisch einige Studienergebnisse aufzeigen.
- Getreidefrei oft mit (zu) hohem Proteingehalt
Souliere (2014) stellt die Hypothese auf, dass ein Sack Futter, der keinen bestimmten Proteingehalt und nur wenig Getreide enthält, für das Tier vorteilhafter ist, und dass ein Futter Getreide enthalten sollte. In einer Nährstoff-Bedarfsanalyse von vier Futtermitteln findet Souliere (2014) heraus, dass die Futter tendenziell einen zu hohen Proteingehalt haben, was zu Nierenproblemen führen kann sowie einen zu hohen Fettanteil, was zu Fettleibigkeit führt. Sie schlussfolgert, dass Hundebesitzer kein getreidefreies Futter mit hohem Proteingehalt füttern sollten, um die Nieren nicht zu überlasen.
- Hunde besitzen mehr Enzyme zur Stärkeverdauung als Wölfe- Hunde aus peripheren Regionen jedoch weniger
Axelsson et al. (2013) zeigen die Evolution des Hundes vom Fleischfresser zum Allesfresser, indem Sie Verdauungsenzyme analysieren. Sie zeigen auf, dass Hunde deutlich mehr Enzyme für die Stärkeverdauung besitzen als Wölfe. In einer Folgestudie zeigen Arendt et al. (2016) jedoch, dass diese Enzyme bei Rassen aus dem Arktischen Amerika (Grönland, Nordkanada) sowie aus Australien weniger Enzyme zur Stärkeverdauung besitzen. Es wird vermutet, dass dies mit der späteren Ausbreitung der Landwirtschaft in diesen Regionen zusammenhängt. -
Allergien beim Hund hängen nicht vom Getreide ab
Zu den unerwünschten Nahrungsmittelreaktionen bei Hunden gehören Nahrungsmittelallergien und -unverträglichkeiten. Dunn (2020) fasst aus der Literatur zusammen, dass diese in den meisten Fällen durch die in handelsüblichem Hundefutter vorkommenden Proteinquellen verschlimmert werden und nicht wie von vielen geglaubt mit dem Fressen von Getreide zusammenhängen. Die irrtümliche Assoziation von Getreide als Allergiequelle hat zur großen Nachfrage nach völlig getreidefreiem Hundefutter geführt.
Fazit
Getreide sind eine gute Kohlenhydratquelle und somit ein Energielieferant, der von Hunden verwertbar und verdaulich ist. Somit ist gegen Getreide im Hundefutter grundsätzlich nichts einzuwenden und es ist nicht unbedingt notwendig, nur getreidefreies Hundefutter zu kaufen.
Dennoch empfehlen wir abschließend, auf zwei Dinge im Bezug auf Getreide im Hundefutter zu achten:
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Hast Du eine Rasse, die Getreide weniger gut verarbeiten kann?Wie eine Studie zeigt, sind Hunde aus den peripheren Regionen (Arktisches Amerika, Australien) Stärke weniger gut verdauen können, was Du individuell in der Fütterung berücksichtigen solltest.
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Wie viel Getreide ist verarbeitet?
Entscheidest Du Dich für ein Futter mit Getreide, sollte der Kohlenhydratanteil 60% auf keinen Fall überschreiten. Auch sollte Getreide nicht an erster Stelle in der Deklaration stehen. Bei hohen Mengen Getreide kann der Hund das Getreide nicht mehr verwerten und es kommt zu Durchfall und langfristig zu einer Mangelernährung. Außerdem gilt: Je mehr Getreide enthalten ist, desto weniger Platz ist für andere, hochwertige Inhaltsstoffe wie tierisches Protein, Fette und Öle. Das Futter sollte sich am Nährstoffbedarf des Hundes orientieren und Kohlenhydrate, Proteine, Fette, Ballaststoffe, Mineralien und Vitamine in ausgewogener Form balancieren.
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass getreidefreies Hundefutter aufgrund mit der Vermenschlichung des Hundes und aufgrund der stetig steigenden Zahl an Hunden mit Allergien immer populärer geworden ist. Gegen einen geringen Anteil Getreide im Futter als Kohlenhydratquelle ist jedoch aus wissenschaftlicher Perspektive nichts einzuwenden.
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Quellen
Axelsson E, Ratnakumar A, Arendt ML, Maqbool K, Webster MT, Perloski M et al. (2013). The genomic signature of dog domestication reveals adaptation to a starch-rich diet. Nature 495: 360–364.
Arendt, M., Cairns, K., Ballard, J. et al. Diet adaptation in dog reflects spread of prehistoric agriculture. Heredity 117, 301–306 (2016).
Dunn, Savannah, "Development and Management of Canine Adverse Food Reactions and its Connections to the Grain-Free Dog Food Movement" (2020). Senior Honors Theses. 947.
Souliere, Kristyn M., "A Study of the Nutritional Effect of Grains in the Diet of a Dog" (2014). Honors College. 182.
Zentek J, Hrsg. Einzelfuttermittel. In: Ernährung des Hundes. 9., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Thieme; 2022.